Fokus Pferdegesundeit # 1 Der Nasenriemen

Der Nasenriemen: Wie wird er richtig verwendet?
Komme ich zu neuen Kunden, steht als einer der ersten Punkte die Überprüfung des Equipments auf dem Programm. Hier liegt häufig schon der Hase im Pfeffer, wenn es um “Rittigkeitsprobleme” geht. Neben unpassenden Sätteln und Trensen (dazu mehr in einem der nächsten Posts) fällt auch eine falsche Verschnallung der Nasenriemen auf. Diese sind entweder zu tief, zu hoch oder zu fest verschnallt.
Leider sieht man dieses Phänomen der falsch verschnallten Nasenriemen überall. Schaut man sich die Kataloge der großen Pferdesporthäuser an, stellt man fest, dass auf einem Großteil der Abbildungen der Riemen zu weit oben und zu fest verschnallt ist. Dasselbe gilt für diverse Reitsportmagazine. Schaut mal genau hin!
Deshalb möchte ich an dieser Stelle auf die korrekte Nutzung des Nasenriemens eingehen und erklären, weshalb dies so wichtig ist.
Zuersteinmal aber zum Zweck des Nasenriemens: Zum Einen soll er laut gängiger Meinung dafür sorgen, dass das Gebiss ruhig im Maul liegt, zum anderen soll er bei jungen Pferden verhindern, dass sie “Unarten” wie Kiefer kreuzen oder die-Zunge-über-das-Gebiss-legen entwickeln. Nun könnte man argumentieren, dass eine langsame und nachhaltige Ausbildung ebenso dafür sorgt, dass das Pferd nicht diese Abwehrreaktionen zeigt. Da dies aber keine Diskussion über die Nutzung des Nasenriemens werden soll, gehe ich an dieser Stelle nicht weiter darauf ein.
Wenn also nun ein Nasenriemen genutzt wird, sollte man folgendes beachten:
  • Nasenriemen wie beim Englischen oder Schwedischen Reithalfter sollten ca. zwei Finger breit unter dem Jochbein verschnallt werden. Warum? Kurz unter dem Jochbein befindet sich ein Nervenaustrittsloch (Nervus infraorbitalis). Dieser Nerv versorgt unter anderem die Zähne des Oberkiefers sowie die Haut zwischen Oberlippe und unterem Augenlid. Wird der Nasenriemen nun direkt auf diesem Austrittsloch verschnallt, und das auch noch zu fest, wird es für das Pferd folglich unangenehm, da so ein dauerhafter Reiz auf diesen ausgeübt wird, was wiederum zu Schmerzen und somit zu Abwehrreaktionen führen kann.
  • Auch ein zu tiefes Verschnallen ist nicht förderlich, denn je weiter man am Nasenbein des Pferdes nach unten streicht, desto filigraner wird es. Sitzt der Nasenriemen nun auf dem Ende des Nasenbeins und öffnet das Pferd sein Maul bzw. kaut, wird es direkt schmerzhaften Druck spüren. In Folge wird es das Öffnen oder Kauen zukünftig unterlassen, was wiederum die Folgen hat, die in Punkt 3 beschrieben sind.
  • Zwischen Nasenriemen und Nasenbein sollten zwei aufgestellte Finger Platz haben. Hier existiert häufig immer noch der Glaube, dass die Finger nebeneinander gelegt werden sollen. So haben die Pferde jedoch nicht die Möglichkeit, ihr Kiefergelenk ausreichend zu bewegen. Dies ist nur gewährleistet, wenn, wie oben beschrieben, mindestens 2 übereinander gestellte Finger Platz haben. Da das Kauen so immens wichtig für das locker arbeitende Genick ist, darf das Pferd dieser Möglichkeit nicht beraubt werden; andernfalls riskiert man das Verwerfen und folglich Verspannungen.
Solltest Du weitere Fragen oder Ergänzungen haben: jederzeit und gerne!
 

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